Lektionen für Frauen
Zunächst wird festgestellt, ob die Bridges der Sängerin intakt sind. Dies geschieht durch Singen einer fünfton Skala, beginnend bei
Gis unter C3 bis Dis über C3. Wir benutzen den Vokal „Ah» wie in „Vater».
Die Übung steigt chromatisch in Halbtonschritten nach oben, bis zur ersten Bridge bei A/Ais.
Meist beobachten wir eins von zwei Phänomenen:
a) Die tiefen Noten werden mit starker Bruststimme gesungen, die hohen brechen ins Falsett.
b) Die Bruststimme wird soweit nach oben gezogen, bis die Stimme bei hohen Noten gellt und flach wird.
In acht von zehn Fällen beobachten wir eines dieser Szenarios. Wir wissen jetzt, dass die Bridges nicht erkannt werden. Meist können relativ leicht Korrekturen angebracht werden, es sei den, die Klientin leidet unter Schäden oder sehr ausgeprägten schlechten Gewohnheiten bei der Stimmproduktion. Um der Anschauung willen nehmen wir in dieser Lektion an, die Stimme sei soweit unbeschadet.
Als nächstes helfen wir der Schülerin ihren eigenen „Mix» zu erfahren.
Hierzu gibt es mehrere Möglichkeiten, daher liefern wir mehrere Beispiele.
Als erstes benutzen wir das Phonem „nei», wobei die Artikulation bewusst etwas übertrieben wird, fast wie bei einer Cartoon-Figur. Unsere Schülerin singt eine Übung über eine Oktave, angefangen bei Cis unter C3 bis Cis über C3. Wir wählen bewusst eine hohe Note, die weit genug über der ersten Bridge ist. Dadurch wird verhindert, dass die Sängerinn versucht ihre Bruststimme
nach oben zu ziehen. Korrekt ausgeführt klingt die Übung so:
Der etwas übertriebene Klang dünnt die Bruststimme aus und gibt dem Mix mehr Gewicht. Dies ist eine grossartige Übung um die Stimmregister augenblicklich miteinander zu verbinden. Hätte die Sängerin fälschlicherweise ins Falsett gewechselt,
hätte sich das so angehört:
Hätte sie die Bruststimme nach oben gezogen, wäre der Klang mehr der eines Schreies gewesen. Das wäre ebenfalls unerwünscht
und klänge so:
Korrekt klingt die Stimme so:
Der übertriebene Klang hilft, die Register zu koordinieren und die Bridge zu passieren. Gelingt diese Übung wiederholt, kann der Klang normal ausgeführt werden und die Verbindung der Register bleibt bestehen.
Hören wir einer Sängerin mit einer durch alle Ihre Bridges koordinierten Stimme zu, wie sie die „nei»-Übung singt, von Ais
in Bruststimme bis F in der zweiten Bridge.
Eine andere Übung um die beiden Register zu verbinden ist, obwohl in manchen Fällen für Frauen zunächst schwieriger, ist auf „mam», mit einem leichten, jedoch keinesfalls übertriebenen Heuler hervorgebracht. Das „mam» stabilisiert den Kehlkopf
und ist ein natürlicherer Singklang. Korrekt ausgeführt, klingt dies so:
Unkorrekt, mit zu viel Bruststimme, klingt es so:
Man beachte, wie der Vokal auf den höchsten Noten flach wird und mehr wie ein Schrei tönt.
Auch wenn man die Stimme ins Falsett entlässt, wird sie dünn uns kraftlos. Ausserdem ist ein markanter Bruch zu hören:
Wenn das „mam» hingegen korrekt gesungen wird, wird als Nebeneffekt der Kehlkopf stabilisiert und wird nicht nach oben wandern. Sollte er sich dennoch heben, kann er mit etwas Übertreibung des Heulens wieder gefangen werden. Der Klang ist zunächst etwas dümmlich, die Übung allerdings erfüllt den Zweck:
Sollte der Kehlkopf noch immer mit grosser Spannung nach oben gezogen werden, ist der dümmlich klingende Klang noch mehr zu betonen. Der Klang zwingt den Kehlkopf förmlich nach unten, weil dessen Produktion den für das Heben verantwortlichen
Schluckmuskeln entgegenwirkt. Dies klingt so:
Normalerweise werden die Schluckmuskeln so entspannt und der Kehlkopf gesenkt. Ziel ist es, eine Idee davon zu bekommen, dass ein Ton auch ohne sich hebenden Kehlkopf hervorgebracht werden kann. Dieser nämlich hebt sich wegen äusserer Muskeln, die zum Schlucken verwendet werden. Werden diese Muskeln ausgeschaltet, beginnen die inneren Muskeln innerhalb der Stimmbandstruktur sich mit der entweichenden Luft zu balancieren. So wir die Stimme befreit und erlangt ungeahnte Flexibilität.
Manchmal sind noch weitere Übungen notwendig, um aus der Gewohnheit des Kehlkopfhebens auszubrechen um hohe Noten zu
singen. Zwei dieser Übungen sind auf „gag» und „gug», in den gleichen Intervallen gesungen, von Cis bis Cis:
Der Zweck all dieser Übungen ist es, zunächst den „Mix» zu etablieren, um ihn später auszubilden. Der „Mix»
ist unerlässlich für alle zeitgenössischen Musikstile und wird in Musicals, in der Popmusik, dem R&B genauso wie dem Rock
sowie in Gospel und Country angewendet. Hören wir uns weitere Beispiele korrekten und unkorrekten singens an, diesmal in einigen bekannten Stilrichtungen:
Man beachte wie „leicht» die Stimme sich von der Brust in einen starken Mix bewegt. Diese koordinativen Fähigkeiten produzieren einen freien, dynamischen Ton, flexible genug, um sich an jedweden gewünschten Stil anzupassen. Nun zur unkorrekten Version:
Deutlich zu hören ist die Anstrengung in der Stimme. Ausserdem war es der Sängerin unmöglich, gleich hoch zu singen, wie im korrekten Beispiel. Das rührt daher, dass es unmöglich ist, in der Bruststimme so hoch zu „gellen» wie im Mix zu singen.
Die überzogene Bruststimme wird immer angestrengt klingen, mehr wie ein Schrei, wenn sie über ihre Grenzen hinaus
gepusht wird.
Nun erklären sich auch die folgenden Beispiele von selbst. Hören wir korrekten und unkorrekten R&B:
Korrekten und unkorrekten Pop:
Es gibt zwei unangebrachte Arten, das Stück aus einem Musical in Angriff zu nehmen. Die erste ist in Kopfstimme, zwar korrekt produziert, jedoch dem Stil des Songs vollkommen unangemessen. Das zweite Beispiel ist ein fehlgeschlagener Versuch,
die Bruststimme nach oben zu drücken. Hören wir uns zunächst die korrekte Version an. Man beachte, wie die Stimme ein hohes G beltet:
Unangebrachte Kopfstimme:
Bruststimme nach oben:
Im weiteren Verlauf der Diagnose stellen wir sicher fest, ob die Sängerin ihre Kopfstimme nutzen kann. Für die Vielseitigkeit einer Stimme genauso wie für gesundes Singen allgemein ist die Kopfstimme unerlässlich. Nicht zuletzt wurden einige der schönsten
Stücke in der Musik gerade für dieses Register einer Frauenstimme geschrieben. Eine Frau kann schon bei ihrer ersten
Bridge bei A und Ais in einer kopfstimmenähnlichen „voix mixte» sein, mit mehr Anteilen Kopf- als Bruststimme, der Wechsel in die Kopfstimme wird aber erst bei der zweiten Bridge um E und Eis vollendet sein, und sich bis in die höchsten Register ziehen. Im Beispiel hören wir ein Arpeggio von C bis G, eine Oktave und eine Quinte umfassend, durch zwei Bridges hindurch von Brust- bis Kopfstimme.
Im letzten Beispiel hören wir eine weitere Bridge bei A und Ais, über dem G des letzten Beispiels.
In diesem Arpeggio vom tiefen E bis zu einem hohen B ist die Auflösung in dieser Bridge zu hören.
Es ist wichtig zu zeigen, was passiert, wenn die Sängerin diese Bridge missachtet und den Vokal zerklatscht, weil sie ihn zu breit singt:
Man beachte den Stress in der Stimme, während sich der Kehlkopf hebt und die Bridges ausschaltet.
Die vierte Bridge, bei Dis und E über dem weiblichen hohen C, entlässt die Stimme in die Superkopfstimme. Hören wir ein Arpeggio von A im Mix, bis E über dem hohen C in Superkofstimme.
Ein Schlüsselprinzip beim Durchsingen der Bridges ist jenes der Vokalverengung. Verengen, oder schliessen, eines Vokals hilft den Stimmbändern, die geeigneten Anpassungen vorzunehmen, um die für die Wechsel der Register notwendigen Resonanzverschiebungen zuzulassen. Hören wir ein Beispiel mit einem zu weit oder breit gesungenen Vokal auf „a»
wie im englischen „father», von Dis bis Ais. Bis zur ersten Bridge:
Wir hören die Anstrengung, verursacht vom Versuch, die hohe Note zu „schreien». Korrekt ausgeführt, wäre der Vokal verengt worden, zu einem „o» wie in „mother». Um der Überleitung in den Mix nachzuhelfen, verwenden wir das „mam». Hören wir den
Übergang in den Mix, man beachte, dass überhaupt keine Kraft verloren geht:
Nehmen wir an, dies habe nicht funktioniert. Die Lösung wäre es jetzt, den Vokal noch mehr zu verengen. Versuchen wir es mit dem englischen „no».
Dieses Mal verengen wir den Vokal bis zu einem „o» wie im englischen „foot».
Man beachte den Unterschied:
Ein weiteres Beispiel stammt aus einem berühmten Musical. Ausgeführt auf einem „e»-ähnlichen Vokal, wie in „faith». Die Noten sind Dis in Bruststimme bis Ais in der ersten Bridge. Mal sehen, ob wir die Progression mit diesem Vokal erkennen, wenn sie unkorrekt ausgeführt wird.
Wieder ist die höchste Note einem Schrei näher als Gesang. Nun hören wir, wie das Prinzip der Vokalverengung funktioniert. Wieder nehmen wir unseren „e»-Vokal, wie in „faith», aber diesmal mit einem Irischen Akzent:
Wir hören nun, wie diese kleine Anpassung die Sängerin in den Mix gehen lässt, auf A und Ais.
Das Prinzip der Vokalverengung ist überaus wichtig, und doch oftmals übersehen, wenn nicht sogar ignoriert. Oftmals kann ein schwieriger Vokal, besonders in den Bridges, durch einen leichteren ersetzt werden. Ein Vokal ist dann schwierig, wenn er zu viel Bruststimme anregt, wie er lange, dicke Stimmbänder einsetzt. Nur durch den Versuch, einen engeren Vokal zu verwenden, gelangen wir in den Mix oder die Kopfstimme. Das liegt daran, dass der engere Vokal die Verkürzung und Ausdünnung
der Stimmbänder anregt. Sind wir erst einmal im Mix oder in der Kopfstimme, kann die Färbung des Ursprungsvokals
wiederhergestellt werden. Dabei bleibt die erreichte Platzierung erhalten, und die Bridge kann durchsungen werden.
Die folgende Liste enthält Austauschvokale:
Schwieriger Vokal: Austauschvokal:
a (as in «may») ee (as in «we»)
a (as in «cat») eh (as in «let»)
eh (as in «let») ih (as in «sit»)
ih (as in «sit») ee (as in «we»)
ah (as in «father») uh (as in «mother»)
uh (as in «mother») oo (as in «foot»)
oo (as in «foot») oo (as in «toot»)
Im weiteren Verlauf der Lektion stellen wir oft fest, dass eine Sängerin keinen Zugang zu Ihrer Bruststimme hat. Auf einer fünfton-Skala
von Gis unter C3, bis hinauf zu Dis über C3, auf den Vokal „a» wie in „father».
In solche Fällen muss die Sängerin bei der Entdeckung und Ausbildung der Bruststimme unterstützt werden. Eine mögliche Übung ist auf den Vokal „ä» wie im englischen „cat», aber diesmal Stakkato.
Die Stakkato-Attacke hilft dabei, die Stimmbänder aneinander zu bringen.
Eine andere Übung die gut funktioniert ist „gag»:
In den meisten Fällen wird jetzt schon die Bruststimme erreicht und die Sängerin kann sich mit dem neuen Singgefühl vertraut machen. Genau wie beim Mix kann es eine Zeit dauern, bis die Bruststimme gefunden wird. Aber die Suche lohnt sich, denn Resultat ist eine wunderschön balancierte Stimme, von der tiefsten Note in Bruststimme bis zu den höchsten Höhen der Kopfstimme.
Ein wichtiges Element schönen, freudvollen und ausdrucksstarken Gesangs ist das Vibrato. Vibrato ist das Resultat zweier
entgegengesetzter, aber zueinander balancierter Drücke, nämlich des Drucks der Adduktion der Stimmbänder
(d. h. der Stimmbänder, während sie sich öffnen und schliessen) und des Atemdrucks.
Wenn diese beiden Drücke zueinander ausgeglichen sind, ergibt sich eine Oszillation der Stimmbänder,
die das Vibrato produziert. Ein gesundes, lebhaftes und korrektes Vibrato schwingt ungefähr 6 bis 7 Mal in der Sekunde
und hört sich so an:
Wenn durch übermässigen Atemdruck zuviel Gewicht auf den Stimmbändern liegt, oft der Fall bei lautem Gesang, bei zu viel Bruststimme oder zuviel Kompression, das Vibrato verlangsamt wird, nennt man das einen „wobbeln»:
Dies ist ein Zeichen eines Ungleichgewichts und sollte sofort behoben werden, damit nicht noch grössere Schwierigkeiten auftreten. Wenn eine Sängerin kein Vibrato, ein langsames Vibrato, ein sehr schnelles flatterndes Vibrato oder ein ungleichmässiges, zitterndes Vibrato hat, besteht eine Disbalance.
MAXVOICE ist in jedem Fall Ihr kompetenter Ansprechpartner für weitere Fragen oder Hilfestellung bei Problemen.